Im Fokus: Apotheken in Frankreich

Wir haben Gilles Bonnefond – Président Syndicats des Pharmaciens USPO –
drei Fragen über die Herausforderungen im Jahr 2020 und
seine Erwartungen im Jahr 2021 gestellt.

 

 

Mit welchen besonderen Problemen waren Sie im Jahr 2020 neben Covid-19 konfrontiert?
Die französischen Apotheken mussten mit einem beträchtlichen Rückgang sowohl der Preise als auch des Medikamentenabsatzes fertig werden. Im Bewusstsein dieser Schwierigkeiten hat die USPO mit der Krankenkasse eine dreijährige Vereinbarung zur Reform der Wirtschaftlichkeit von Apotheken unterzeichnet, die im Jänner 2018 in Kraft trat. Wichtigstes Ziel dieser Vereinbarung war es, den Preisverfall und die rückläufigen Volumina abzufedern.

Alle Apotheken profitierten von diesem neuen Modell, die Marge stabilisierte sich im Jahr 2018 und stieg 2019. Die USPO ermutigt alle Apotheker, die von IQVIA zur Verfügung gestellten Apothekenfeedbackdaten zu nützen.

 

Welche Herausforderungen sehen Sie für 2021?
Die pandemiebedingte Gesundheitskrise hat viel Flexibilität zu Tage gefördert und Neuerungen in sehr kurzer Zeit möglich gemacht. Es gilt nun, diese Erfolge wie beispielsweise die Substitution von generischen Produkten zu etablieren und gesetzlich zu verankern. 

Eine große Herausforderung für die kommenden Jahre wird das steigende Durchschnittsalter in der Bevölkerung und die damit einhergehende Einschränkung der Mobilität und die steigende Multimorbidität. Hier ist es notwendig, die Apotheke mit zusätzlichen Dienstleistungen wie beispielsweise Hauszustellungen, individuellen Arzneiverblisterungen aber auch Aufklärung für gesundheitsbezogene Themen verstärkt in die Patientenversorgung einzubinden, um Gesundheitsprobleme wie Rauchen, Antibiotikaresistenz und sexuell übertragbare Infektionen zu reduzieren.

 

Wie wird die Grippeimpfung in Frankreich durchgeführt?
Welche Herausforderungen und Hindernisse gibt es dabei?

Wir haben allein in der ersten Woche der Impfkampagne 1,5 Millionen Menschen gegen Grippe geimpft und inzwischen insgesamt 3,6 Millionen, dies entspricht ca. 30 % der geimpften Bevölkerung. Das größte Hindernisse bei der Impfung war die Knappheit des Impfstoffes zu Beginn der Kampagne. Diese führte dazu, dass es nicht möglich war, Menschen außerhalb der Impfstoff-Zielgruppe zu versorgen. D. h. geimpft wurden nur Erwachsene über 65 oder Patienten mit Komorbiditäten. Die Herausforderung besteht nun darin, die Impfkompetenz des Apothekers auf COVID und andere Impfungen auszuweiten.