Global Trends R&D 2023

Die COVID-19 Pandemie war für alle Stakeholder der Gesundheitsversorgung eine einschneidende Erfahrung. Die Krise war sowohl geprägt durch Erfolgsgeschichten der pharmazeutischen Industrie und Wissenschaft, wie die rasche Entwicklung und Produktion von Diagnostika und Impfstoffen, aber hat auch nachdrücklich Schwachstellen der zunehmend global vernetzten Gesundheitsversorgung, wie die Verwundbarkeit globaler Produktions- und Lieferketten, vor Augen geführt.

Während sich die Gesundheitssysteme nach der Pandemie vielfach noch in einem Stabilisierungsprozess befinden und Nachwirkungen wie Überlastung und Personalprobleme austarieren müssen, hat die biopharmazeutische Industrie nach den rekordverdächtigen Zahlen der Jahre 2020 und 2021 wieder das präpandemische Niveau in Bezug auf Investitionen, Pipeline-Aktivitäten und die Markteinführung neuer Medikamente erreicht.

Um aber einen tiefergehenden globalen, systematischen und faktenbasierten Einblick in aktuelle Entwicklungen und Tendenzen der biopharmazeutischen Industrie post-Covid zu erhalten, hat das IQVIA-Institute für Human Data Science den umfassenden Report „Global Trends in R&D 2023“ erstellt, der ausführliche Analysen zu den wichtigsten Indikatoren für die Zukunft enthält.

Im Rahmen dieses Beitrages möchten wir einen Einblick in das Kapitel „R&D Pipeline“ geben:

Schlaglicht R&D Pipeline

Die Forschungs- und Entwicklungspipeline blieb 2022 mit 6.147 Produkten in der aktiven Entwicklung von der Phase I bis zum Zulassungsantrag mit einem Wachstum von 2 % in den letzten zwei Jahren relativ stabil, was jedoch einem Wachstum von 49 % seit 2017 entspricht. Dieses verlangsamte Wachstum seit Beginn der Pandemie ist wahrscheinlich auf Verzögerungen in der Entwicklungstätigkeit zurückzuführen, da COVID-19 und neue Varianten seit 2020 eine Reihe von Störungen mit gesellschaftsweiten Auswirkungen verursacht haben.

Die Onkologie bleibt der Schwerpunkt der Pipeline, die 38 % oder 2.331 Produkte umfasst und in den letzten fünf Jahren mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 10,5 % gewachsen ist. Die Neurologie macht weiterhin 11 % der Pipeline aus, wobei die Zahl der in Entwicklung befindlichen Produkte nach einem leichten Rückgang im Jahr 2021 auf 699 gestiegen ist.

Der Therapiebereich mit der höchsten CAGR („compound annual growth rate“) seit 2017 sind Augen- und Ohrenkrankheiten (20,7 %), mit einer Konzentration vor allem auf seltene Augenerkrankungen. Impfstoffe weisen die zweithöchste CAGR seit 2017 auf (14,1 %), wobei in den letzten Jahren ein starker Fokus auf COVID-19-Impfstoffe und Influenza lag. Produkte in der Entwicklung für gastrointestinale Erkrankungen machen 7 % der Pipeline aus.

 

 

Die klinische Entwicklungspipeline für nicht-seltene Krebsarten wuchs 2022 um 7 %, die Entwicklung für seltene Krebsarten stagniert jedoch oder ist seit 2020 leicht rückläufig, was den Beginn einer Abkehr der Pharmaunternehmen von seltenen Krebsarten widerspiegeln könnte. Im Jahr 2022 machten 39 % der Onkologie-Pipeline Entwicklungen zu seltenen Krebsarten aus, gegenüber 41 % im Jahr 2021 und 46 % vor fünf Jahren.

Zielgerichtete „small molecule“ und biotechnologische Therapien nehmen in der Entwicklung für nicht-seltene Krebsarten weiter zu, haben aber bei seltenen Krebsarten ein begrenztes Wachstum oder sogar einen Rückgang zu verzeichnen. Dazu gehören viele der neuen immunonkologischen Behandlungen, Checkpoint-Inhibitoren und Kinase-Inhibitoren.

Obwohl Biotherapeutika der nächsten Generation einen geringeren Anteil an der gesamten Onkologie-Pipeline ausmachen, bieten diese Zell-, Gen- und RNA-Therapien vielversprechende Instrumente für eine präzisere Krebsbehandlung, insbesondere bei seltenen Krebsarten, wo ein Viertel der in der Entwicklung befindlichen Produkte der nächsten Generation angehören. Da sich viele dieser zielgerichteten oder Next-Generation-Therapien auf genetische Mutationen oder andere Biomarker beziehen, wird der Einsatz von Begleitdiagnostika wahrscheinlich zunehmen.

 

 

In der Neurologie-Pipeline werden derzeit 699 Produkte untersucht, darunter Produkte zur Behandlung von neurodegenerativen, neuromuskulären und psychiatrischen Erkrankungen.

Ein Großteil der laufenden Forschung konzentriert sich auf die Alzheimer und Parkinson, für welche im Rahmen von 127 bzw. 96 Produkte geforscht wird. Depression und andere psychische Erkrankungen haben an Bedeutung gewonnen, insbesondere während der Pandemie, und machen einen immer größeren Teil der Neurologie-Pipeline aus: 84 Produkte für Depressionen und 31 für Angstzustände befinden sich aktuell in Entwicklung. Andere seltene neurologische Krankheiten wie die amyotrophe Lateralsklerose (ALS) und die Duchenne-Muskeldystrophie finden weiterhin Beachtung in der Pipeline, und es befinden sich vielversprechende Therapien in der Entwicklung.

Derzeit bestehen 72 % der Neurologie-Pipeline aus small molecule Produkten, was auf deren fortgesetzte Nützlichkeit in einem sich schnell entwickelnden Bereich schließen lässt.

 

 

Derzeit sind weltweit mehr als 2.700 Unternehmen und mehr als 100 akademische Einheiten oder Forschungsgruppen an der FuE-Pipeline beteiligt.

Der Anteil der USA an der weltweiten FuE-Pipeline ist relativ stabil geblieben und lag in den letzten 15 Jahren bei über 40 %. Der Anteil Europas ist in den letzten 15 Jahren von 31 % auf 23 % zurückgegangen, während die absolute Zahl der aktiven Programme um 25 % – von 1.327 auf 1.655 – gestiegen ist.

Der Anteil von Unternehmen mit Hauptsitz in Japan an der Pipeline ist von 10 % vor fünf Jahren auf 6 % im Jahr 2022 gesunken, und die absolute Zahl der aktiven Programme ist seit 2017 um 26 % zurückgegangen. Produkte von Unternehmen mit Hauptsitz in China machen heute 15 % der F&E-Pipeline aus, gegenüber 6 % vor fünf Jahren und 2 % im Jahr 2007. Die aktive Pipeline von Unternehmen mit Hauptsitz in China hat sich in den letzten fünf Jahren enorm vergrößert, was die jüngsten erheblichen Investitionen in die Biowissenschaften in China widerspiegelt. Der Anteil Südkoreas an der Pipeline ist trotz eines Wachstums von 92 % in der Anzahl an aktiven Programmen in den letzten 5 Jahren relativ stabil geblieben.

 

 

Zum IQVIA-Report „Global Trends in R&D 2023“

Wenn die in diesem Beitrag präsentierten Beispiele ihr Interesse geweckt haben, dürfen wir Ihnen die kurzweilige Lektüre des gesamten Reports ans Herz legen. Die im Report enthaltene Forschung wurde unabhängig als öffentliche Dienstleistung durchgeführt, ohne Finanzierung durch Industrie oder öffentliche Stellen. Die Analysen im Bericht basieren auf proprietären IQVIA-Datenbanken und/oder Informationen von Drittanbietern und sind nicht von proprietären Studieninformationen der Sponsoren abgeleitet.

Um das gegenständliche Kapitel „R&D Pipeline“, oder die weiteren spannenden Kapitel (R&D Funding, Clinical Trial Activity, New Drug Approvals and Launches, Clinical Development Productivity, Productivity Enablers) zu studieren, steht Ihnen der vollständige Bericht des IQVIA Institute for Human Data Science bei Interesse gerne unter folgendem Link kostenfrei zur Verfügung:

Global Trends in R&D 2023 – IQVIA

 

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