Global Oncology Trends 2022

 

Die Onkologie ist stärkster Innovationstreiber am Pharmamarkt – sowohl gemessen an den Investments von Unternehmen in neue Krebstherapien, der Pipelinegröße von Therapien in klinischer Entwicklung, der Zahl neuer gelaunchter aktiver Substanzen, und dem Kostenaufwand für diese Produkte. Auch während einer weltweiten Pandemie wurde die Krebsversorgung fortgesetzt, obwohl Rückstände in der Behandlung und den Vorsorgeuntersuchungen eine große Herausforderung darstellten. 

Trotz dieser Hindernisse wurden im Jahr 2021 weltweit mehr neue Krebstherapien erstmals verfügbar als je in einem Jahr zuvor, und viele von ihnen nutzen immunologische Mechanismen oder Präzisions-Biomarker, um die Behandlung von Patienten zu verbessern. Die Einführung bahnbrechender Therapien und Diagnostika sorgte für große Behandlungserfolge für Millionen von Menschen auf der ganzen Welt, wobei ein breiter und gerechter Zugang eine große Herausforderung für die Akteure im Gesundheitswesen bleibt.

Der diesjährige Jahresbericht „Global Oncology Trends 2022“ untersucht diese neuartigen Krebstherapien und Forschungsbereiche, die für das kommende Jahrzehnt eine Reihe von Durchbrüchen versprechen. Der Bericht bietet einen Überblick zu innovativen Krebstherapien, Ausgaben auf globaler Ebene, und die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Krebsversorgung.

 

Highlights aus der Studie

Neue aktive Substanzen (NAS) in der Onkologie

Obwohl die Corona-Pandemie auch Einschränkungen für die Entwicklung neuer Therapien mit sich brachte, konnte 2021 dennoch ein Innovations-Rekord gebrochen werden: mit weltweit 30 neuen aktiven Substanzen (NAS) für Krebserkrankungen wurden mehr innovative Krebsprodukte verfügbar als je in einem Jahr zuvor. 

Ebenso ist die Verwendung von Präzisions-Biomarkern bei Dutzenden von Tumoren zum Behandlungsstandard geworden. In den Vereinigten Staaten wurden in den letzten fünf Jahren 83 neue Krebstherapien zugelassen; insbesondere gab es bedeutende neue Therapien bei soliden Tumoren wie dem Lungen-, Brust-, Prostata- und Hautkrebs, aber auch bei hämatologischen Krebsarten wie dem Non-Hodgkin Lymphom und dem Multiplen Myelom. Eine kleine, aber zunehmende Anzahl von Therapien konnte eine besonders kurze Entwicklungsphase aufweisen, und innerhalb von fünf Jahren nach Patentanmeldung gelauncht werden. 

Trends in der Forschung & Entwicklung (F&E)

Die Zahl der gestarteten onkologischen klinischen Studien erreichte 2021 einen historischen Höchststand (+56 % gegenüber 2016) und konzentrierte sich hauptsächlich auf seltene Krebsarten. Die meisten Studien fokussieren dabei auf metastasierende oder fortgeschrittene Krebsstadien, aber auch die Zahl der Studien zu Krebs im Frühstadium und zu Impfstoffen hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt und macht nun konstant 11 % der Studien aus.

Was die Studiensponsoren betrifft, so waren aufstrebende Biopharmaunternehmen im Jahr 2021 für 68 % der Onkologie-Pipeline verantwortlich. Bei ihnen zeigt sich der Trend, dass große Pharmaunternehmen als Partner erst später in die Entwicklung eines Produkts eintreten, oder sogar erst nach dessen Markteinführung involviert sind. 

Auswirkung von COVID-19 auf die Krebsversorgung

OnkologInnen berichten, dass die Zahl der behandelten PatientInnen 20–29 % unter dem Niveau vor der COVID-19-Pandemie liegen, und dass sich in den Jahren 2020 und 2021 mehr neue Patienten mit einer metastasierten Erkrankung bei Onkologinnen vorstellten. Nach zwei Jahrzehnten Innovation, die zu besseren Behandlungen bei soliden und hämatologischen Tumoren geführt hat, beunruhigen diese Rückschläge in den Bereichen Screening und Prävention. Auch wenn sich die Unterbrechungen in der Krebsversorgung abschwächen, bereiten den OnkologInnen Verzögerungen bei Operationen und verringerte Diagnoseraten weiterhin Sorgen. So ist beispielsweise die Zahl der Vorsorgeuntersuchungen für häufige Krebsarten in den USA bis Ende 2021 um 1–16 % zurückgegangen.

Zugang zu neuen Therapien für Krebserkrankte

Die Zahl der behandelten Krebspatienten ist in den letzten fünf Jahren weltweit um durchschnittlich 4 % gestiegen und wird sich in den nächsten fünf Jahren voraussichtlich noch beschleunigen, da Disruptionen durch COVID-19 nachlassen. Trotz dieses Wachstums ist das Tempo, mit dem neuartige Krebstherapien den Patienten zur Verfügung gestellt werden, von Land zu Land unterschiedlich. Starke Unterschiede sind vor allem in der Durchführung von Biomarker-Tests, der Verfügbarkeit innovativer Behandlungen und dem Vorhandensein von Infrastruktur für fortschrittliche Therapien zu sehen. Während einige Biomarker in allen Ländern in ähnlicher Weise getestet werden, gibt es bei anderen große Unterschiede, was sich auf die einsetzbaren Therapien auswirkt. Der Einsatz von Checkpoint-Inhibitoren ist in einigen großen Industrieländern zwei- bis dreimal so hoch wie in anderen vergleichbaren Ländern, und viel höher als in Ländern mit niedrigem Einkommen.

Ausgaben für onkologische Therapie

Angetrieben durch die anhaltende Einführung innovativer Behandlungen, stiegen 2021 die Ausgaben für Krebsmedikamente weltweit auf 185 Mrd. USD und werden voraussichtlich bis 2026 mehr als 300 Mrd. USD erreichen. Das Wachstum in den wichtigsten Märkten wird durch neue Produkte und Markenvolumen angetrieben und durch den Verlust von Exklusivitätsrechten, einschließlich der Einführung neuer Biosimilars, ausgeglichen. Nach wie vor sind die USA der größte Markt weltweit, gefolgt von größeren europäischen Ländern. PD-1/L1-Inhibitoren werden bei den meisten soliden Tumoren eingesetzt und machten im Jahr 2021 45 % der Ausgaben für Lungenkrebs aus. Die robuste Pipeline von Biotherapeutika der nächsten Generation in der Onkologie birgt sowohl ein erhebliches Potenzial als auch ein breites Spektrum an Unsicherheiten, sowohl in klinischer als auch in kommerzieller Hinsicht, mit dem Potenzial, die derzeitigen weltweiten Ausgaben von 3 Mrd. USD bis 2026 auf 15 Mrd. USD, oder in optimistischen Szenarien sogar auf 40 Mrd. USD zu erhöhen.

Möchten Sie mehr Details zur Studie lesen? Der Link zum Download:

Global Oncology Trends 2022 – IQVIA

 

Andrea Neudolt, MSc
IQVIA Marktforschung GmbH
Stella-Klein-Löw-Weg 15, 1020 Wien
E-Mail: andrea.neudolt@iqvia.com