Covid-19

Mutationen, Impfungen, Herdenimmunität

Quelle: Präsentation des IQVIA Thought Leadership Teams 
Autor: Jeff Spaeder (IQVIA Chief Medical and Scientific Officer)

 

SARS – MERS – SARS Cov-19

Seit 2002 gab es drei Coronavirus-Epidemien. Mit dem SARS-Virus 2002 trat das Coronavirus erstmals in 26 Ländern auf und forderte 774 Todesopfer bei 8.000 infizierten Personen.

2012 trat das Virus in Gestalt von MERS ein weiteres Mal in Erscheinung. Betroffen waren insgesamt 2.159 infizierte Personen in 27 Ländern, 866 davon starben.

2019 begann die derzeitige Pandemie mit dem SARS-CoV-2-Virus, die bislang weitreichendste und tödlichste Form des Virus. Mit Stand Ende November 2020 zählten wir weltweit knapp 63 Millionen bestätigte Fälle und beinahe 1,5 Millionen Tote.

Betrachtet man die täglichen Neuinfektionen und die Hospitalisierungszahlen so kann man in den USA bereits von der dritten Welle der Pandemie sprechen. Bei der nachfolgenden Graphik fällt ins Auge, dass mit Zunahme der täglichen Testungen natürlich auch die gezählten Neuinfektionen anstiegen. In der dritten (blauen) Darstellung erkennt man allerdings, dass auch die Hospitalisierungszahlen seit Oktober dramatisch ansteigen und weit über den vorherigen Infektionswellen liegen. Einzig die relative Sterblichkeit in Relation zur Hospitalisierung liegt unter dem Niveau der ersten Welle. Daraus darf geschlossen werden, dass im Bereich der Behandlung von an Covid-19 erkrankten Personen seit März 2020 einiges gelernt wurde und die Krankheit nun besser gemanagt werden kann.

 

Trotz der starken, globalen Ausbreitung zeigen Antikörper-Screenings, dass weniger als 20 % der Bevölkerung in den meisten Ländern oder Regionen bereits Antikörper entwickelten. Bedenkt man, dass man für die vielzitierte Herdenimmunität eine Immunität von mindestens 65 % bis 70 % der Bevölkerung benötigt, wird die dringende Notwendigkeit rascher Impfungen evident. Dadurch könnte zumindest ein weiterer, unkontrollierter Ausbruch des Virus vermieden werden – was aber leider noch lange nicht dessen völliges Verschwinden bedeutet. Das Gesundheitssystem wäre damit aber zumindest in der westlichen Welt in der Lage, die auftretenden Fälle angemessen zu behandeln, ohne andere Patientengruppen zu gefährden.

Die beeindruckende Leistung der medizinischen Forschung in der Entwicklung von wirksamen Impfungen gegen Covid-19 wird anhand des Vergleichs in der nachfolgenden Graphik noch besser sichtbar.

Die Entwicklung einer wirksamen Polio-Impfung benötigte Ende des letzten Jahrtausends beispielsweise rund 60 Jahre vom ersten Ausbruch der Krankheit bis zur Verfügbarkeit. Ebola beschäftigte die Forschung 15 Jahre und erst im November des vorigen Jahres gab es die erste EMA-Zulassung. Weder für SARS noch für MERS gibt es aktuell einen zugelassenen Impfstoff.

 

Die Vielfalt der verschiedenen, entwickelten Impfstofftypen und -plattformen und die Geschwindigkeit der Entwicklung ist bemerkenswert. Aktuell rechnet man damit, dass innerhalb von 18 Monaten nach dem ersten Ausbruch von Covid-19 ein großer Teil der impfwilligen Bevölkerung immunisiert werden kann.

Bei der Entwicklung der Impfstoffe wurden einerseits die „klassischen“ Plattformen zur Entwicklung von Impfstoffen verwendet, die sich über die letzten Jahrzehnte bereits bewährten wie z. B. Subunit-Impfstoffe, die auch in der Immunisierung gegen Hepatitis B zum Einsatz kommen, weiters virusähnliche Partikel wie in der HPV-Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs oder auch proteinbasierte Impfstoffe.

Andererseits wurde auf völlig neue Technologien wie virale Vektoren, DNA und mRNA-Impfstoffe gesetzt wie z. B. der kürzlich in UK und den USA zugelassene Impfstoff von Biontech/Pfizer. Auch der von Moderna entwickelte Impfstoff setzt auf diese neue Plattform. Hier sind die extrem niedrigen Lagertemperaturen sicher die größte Herausforderung. Beide genannten Impfregime auf mRNA-Basis erfordern zweimaliges Impfen, während die Entwicklung von Janssen (Adenovirus Typ 26) mit einer Impfgabe auskommt, was die Compliancefrage überflüssig macht.

Neben der Überzeugungsarbeit, die bei der Bevölkerung zu leisten ist, besteht auch das Risiko von Mutationen des SARS-CoV-2-Virus. Zwar wurde festgestellt, dass z. B. das HIV-Virus viermal schneller mutiert und auch die Influenza mutiert doppelt so schnell wie SARS-CoV-2, trotzdem wurden bereits Mutationen beobachtet – die bekannteste davon beim Überspringen des Virus von China nach Europa und in die USA. 

 

 

Es gibt bereits eine geringe Anzahl an Personen, die sich nach einer Covid-19-Erkrankung neuerlich infizierten. Es wird daher in den nächsten Monaten und Jahren relevant sein, einerseits die Behandlung von Infizierten weiter zu erforschen und andererseits die Mutationen genau zu beobachten, um auch die verfügbaren Impfungen rechtzeitig anpassen zu können. Die überwältigende Anzahl an Publikationen zu Coronaviren seit Anfang dieses Jahres gibt Anlass zum Optimismus. Während in den vergangenen 10 Jahren lediglich rund 700 bis 900 Studien pro Jahr zu Coronaviren veröffentlicht wurde, fanden sich mit Ende November 2020 bereits 55.000 Publikationen auf PubMed.

 

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