Globale Trends in der Erwachsenenimpfung

 

Einfluss der COVID-19 Pandemie auf die Entwicklung

Gesundheitsminister Rauch ließ im September bei einer Pressekonferenz aufhorchen, als er in Bezug auf die aktuelle COVID-Impfsituation anmerkte, dass – sollte die Impfsituation im niedergelassenen Bereich sich als nicht zufriedenstellend erweisen – es in Österreich eine Vielzahl von Apotheken gäbe, die Impfungen anbieten könnten, sofern die rechtlichen Regelungen diesbezüglich geschaffen würden.

Damit wurde vom Gesundheitsminister ein Vorschlag in den Raum gestellt, der schon seit längerer Zeit von der Apothekerkammer forciert wird, die mit dem „impfenden Pharmazeuten“ auf ein international mittlerweile etabliertes Modell verweisen kann: In Deutschland etwa dürfen geschulte Apotheker neben Corona auch die Grippeimpfung anbieten, auch etwa in Portugal, Dänemark, Frankreich, Italien und der Schweiz kann (eingeschränkt) in der Apotheke geimpft werden. Irland, ein Vorreiter dieser Lösung, kann auf eine Steigerung der Impfquote gegen Grippe um 60% verweisen, seit diese auch in Apotheken angeboten wird, darüber hinaus wurde die Impfrate auch bei Ärzten um 30% gesteigert.

In Österreich ist dies rechtlich noch nicht möglich, jedoch sind laut Angaben der Apothekerkammer bereits heute ca. 1.600 Pharmazeuten geschult und könnten, bei einer Änderung der aktuellen Regelung, zum Impfen bereit stehen.

Österreich hat im internationalen Vergleich schlechte Durchimpfungsraten, insbesondere für Impfungen, deren Kosten selbst zu tragen sind. Gleichzeitig bietet das aktuelle System, in dem „der Impfling läuft“, keine besondere Niederschwelligkeit. Impfexperten fordern daher seit langem, die Impfhindernisse in Österreich zu senken. Dies über das Impfen in Apotheken zu tun, lehnt die Ärztekammer als Interessenvertretung bislang jedoch dezidiert ab.

Mit dem beginnenden Herbst und in Erwartung bevorstehender Grippe- und Corona-Wellen steht zu erwarten, dass die Impfthematik noch länger ein „heißes Eisen“ in der gesundheitspolitischen Debatte bleiben wird. Ein rezenter Report des IQVIA Institute for Human Data Science zum Thema “Trends in Global Adult Vaccination: Impact of Covid-19” bietet spannende Einblicke zur Entwicklung der Impfthematik aus globaler Perspektive:

Die Impfung von Erwachsenen ist eine der kosteneffizientesten Präventionsmaßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit, die sich auf individueller, gesundheitspolitischer, wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer Ebene auszahlt – dies insbesondere vor dem Hintergrund, dass bis 2030 die Zahl der Menschen im Alter von über 60 Jahren um mehr als ein Drittel auf 1,4 Mrd. Menschen ansteigen wird. Trotz der eindeutigen Vorteile ist die Durchimpfungsrate bei Erwachsenen jedoch fast immer viel niedriger als bei Impfprogrammen für Kinder.

Neben der auf der Hand liegenden ökonomischen Vorteile des präventiven Impfansatzes sind es vor allem auch die health outcomes, die in einem gesellschaftlichen Rahmen beachtet werden müssen: Nach Schätzungen der WHO führen allein saisonale Grippeepidemien weltweit zu 3-5 Millionen Krankenhausaufenthalten und 290.000-650.000 Todesfällen. In der Europäischen Union verursachen Grippeepidemien jährlich schätzungsweise 94.000 vorzeitige Todesfälle und eine beträchtliche Zahl von Krankenhausaufenthalten. Der IQVIA Report hat sich daher zum Ziel gesetzt, den aktuellen Stand der Impfung bei Erwachsenen zu verstehen und die Auswirkungen von COVID-19 darauf zu bewerten, um daraus Learnings für zukünftige Verbesserungen zu ziehen:

In den letzten zehn Jahren haben die Erwachsenenimpfstoffe (in Bezug auf das Anwendungsvolumen) für Influenza, Diphtherie und Tetanus (Td), Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten (TDaP), Hepatitis B, Herpes Zoster und Pneumokokken kontinuierliche Fortschritte gemacht und im Jahr 2020 einen Höchststand von ca. 400 Mio. Dosen erreicht, mit einer historischen aggregierten jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 7,9 % zwischen 2013 und 2019 und einer CAGR von 8,9 % wenn 2020 mit eingeschlossen wird. Diese positiven Entwicklungen bei der Erwachsenenimpfung wurden jedoch durch die COVID-19 Pandemie behindert, was die ohnehin niedrigen Durchimpfungsraten ab 2021 wieder geschwächt hat:

Laut Berechnungen muss für den Zeitraum 2021-2022 von ca. 80-120 Millionen weniger in Anspruch genommenen Impfungen ausgegangen werden. Vergleicht man diese Entwicklung mit den berechneten präpandemischen CAGR-Wachstumsraten von 7,9 % (Scenario 1) bzw. 8,9 % (Scenario 2) lässt sich der Bruch der Entwicklung durch die Pandemie klar zeigen:

Während Immunisierungsraten von Erwachsenen global zu niedrig sind, hat der Einschnitt durch die Pandemie zudem einen disproportional negativen Effekt in Ländern, die im mittleren oder unterem Segment nach dem Human Development Index angesiedelt sind.
Die Ausgaben für Impfstoffe für Erwachsene machen nur einen geringen Teil der gesamten Arzneimittelausgaben für Medikamente und Impfstoffe aus. Selbst in den am weitesten entwickelten Regionen machen die Ausgaben für Erwachsenenimpfstoffe nur weniger als 2 % der gesamten Arzneimittelausgaben aus, in anderen Ländern und Regionen ist der Anteil jedoch viel geringer und liegt zwischen 0,1 und 0,5 %.

 

 

Während also Durchimpfungsraten bei Erwachsenen bereits vor der Pandemie zu niedrig waren, wenn auch langsam steigend, hat sich diese Situation seit der Pandemie weiter verschlechtert. Wenn Sie die weiteren Empfehlungen und Schlüsse des IQVIA Institute Reports interessieren, dürfen wir Ihnen die Lektüre des gesamten Berichtes “Trends in Global Adult Vaccination: Impact of Covid-19” an Herz legen. Er steht Ihnen bei Interesse gerne unter folgendem Link kostenfrei zur Verfügung:

Trends in Global Adult Vaccinatin – IQVIA

 

 

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Bernhard Hattinger

IQVIA Marktforschung GmbH
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