2020

im österreichischen Gesundheitssystem

 

 

Aktuelle Maßnahmen der Österreichischen Gesundheitskasse

Die ersten Covid-19-Fälle tauchen in Österreich am 25. Februar 2020 auf. Ab 10. März 2020 folgen schrittweise erste Beschränkungen durch die Bundesregierung und schließlich der Lockdown des ganzen Landes. Nach Lockerungen im Sommer gelten aktuell wieder verschärfte Regelungen bzgl. der Pflicht des Tragens eines Mund-Nasen-Schutzes sowie in der Gastronomie als auch bei Veranstaltungen. 

Maßnahmen, die einerseits der Eindämmung der Pandemie direkt dienen, als auch weitere Maßnahmen, welche die Aufrechterhaltung der Versorgung im Gesundheitssystem sicherstellen sollten, wurden getroffen1: 

  • Regelung der Handhabung von Verdachtsfällen (Telefonhotline 1450, Coronavisiten-Dienste) 
  • Möglichkeit der telefonischen Krankmeldung für Covid-19-Verdachtsfälle 

(Mit Anfang September gilt die Maßnahme allerdings nur noch für Patienten mit Corona-Symptomen und zwar bis Ende des Jahres)2

  • Rezeptgebührenbefreiung der symptomatischen Therapie von Covid-19-Erkrankungen 
  • Für die Dauer der Pandemie – Medikamentenverordnungen nach telefonischem Kontakt (eMedikation)
  • Abholung in der Apotheke ohne Papierrezept
  • Abgabe von Medikamenten an andere Personen, die Namen und SV-Nummer des Patienten/der Patientin kennen
  • Für die Dauer der Pandemie – Entfall der Bewilligungspflicht bei den meisten Medikamenten, ebenso bei Krankentransporten, Heilbehelfe/Hilfsmittel, Röntgen und Schnittbilduntersuchungen
  • Abgabe von Medikamenten-Bedarf für 1 Monat 
  • Telemedizinische Krankenbehandlungen (Skype, Videokonferenz, Telefon) können (soweit notwendig) wie in der Ordination erbrachte Leistungen abgerechnet werden (Ärzte, Hebammen, Psychotherapeuten und Psychologen)

Aktuelles zur Grippeimpfung

Es wird von einer gesteigerten Impfbereitschaft in der österreichischen Bevölkerung in diesem Winter ausgegangen, jedoch stehen den Bundesländern – mit Ausnahme von Wien – kaum mehr Impfdosen zur Verfügung als in den letzten Jahren. Wien hat allerdings vorgesorgt und im April bereits auf 400.000 Dosen aufgestockt. Damit soll die Durchimpfungsrate von 8 auf 24 % gesteigert werden3. Wien bietet die Grippeimpfung ab Oktober gratis and und führt 3.000 Impfungen pro Tag durch – beim Hausarzt, in Ambulatorien, Impfzentren oder in einer umgebauten Straßenbahn4. Die Verteilung des Impfstoffes übernehmen die Apotheken, die sich aber auch für das Impfen in den Apotheken starkmachen. 

Impfen in Apotheken bald möglich? 

Impfen in der Apotheke sei der effektivste Weg, die Durchimpfungsrate zu erhöhen, hieß es seitens der Österreichischen Apothekerkammer5. Impfberatung ist bereits jetzt Teil des Leistungsportfolios. Mit praktisch nicht vorhandenen Wartezeiten und langen Öffnungszeiten sei in der Apotheke ein barrierefreier und niederschwelliger Zugang zum Impfen gewährleistet6. Eine entsprechende Entscheidung zu diesem Thema ist aber nicht gefällt worden. 

Standortinvestitionen der Pharma-Industrie in Österreich

Die Bedeutung der Pharmaindustrie in Österreich zeigt sich mit einer direkten Wertschöpfung von 5 Milliarden Euro; betrachtet man die indirekte Wertschöpfung ist diese sogar doppelt so groß. Der Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt liegt bei fast 3 %7. 

Der aktuelle Wunsch der Politik, Produktionsstandorte für die Arzneimittelherstellung in Österreich zu halten, trägt Früchte. So hat der Pharmakonzern Novartis im Mai dieses Jahrs entschieden, 30 Millionen Dollar in seinen Produktionsstandort in Kundl zu investieren7. 

Verlängerung des Preisbandes im Jahr 2021 

Andere kürzlich getroffene Entscheidungen, die nicht im direkten Zusammenhang mit Covid-19 stehen, inkludieren die Verlängerung des Preisbandes. Wie in den Jahren 2017 und 2019 soll auch im Jahr 2021 ein Preisband für wirkstoffgleiche Arzneispezialitäten festgelegt werden, um bestehende Preisunterschiede zu verringern, lautet die Begründung eines Antrags der Regierungsfraktionen auf Änderung des Allgemeinen Sozialversicherungsgesetzes, der mehrheitliche Zustimmung fand8.

Die pharmazeutische Industrie begrüßt die Weiterführung des Preisbandes und den Entfall der sogenannten Streichungsverfahren aus ökonomischen Gründen, obwohl es zu einem Umsatzrückgang für die pharmazeutische Industrie in Millionenhöhe führt. Der Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs – Pharmig – begründet die Begrüßung dieser Entscheidung mit der Schaffung von Sicherheit für Patienten, Ärzte und Unternehmen9. 

Der Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs – FCIO – wünscht sich das Preisband als Dauerrecht und sieht darin eine vernünftige Lösung, um die Abhängigkeit bei wichtigen Medikamenten von einzelnen Herstellern in Schwellenländern zu verringern und die Versorgungssicherheit zu erhöhen7. 

Kritik hingegen kommt vom Dachverband, der zusätzliche Kosten in Millionenhöhe für die Kassen erwartet, denn das Preisband führe zwar zu Einsparungen, aber gleichzeitig werden keine Änderungen bei erstattungsfähigen Medikamenten vorgenommen, was in Summe zu einer Mehrbelastung führe10.

 

Quellenangabe: 

https://www.gesundheitskasse.at/cdscontent/?contentid=10007.857807&portal=oegkportal
Maßnahmen nicht abschließend aufgezählt

https://www.medmedia.at/relatus-med/telefonische-krankmeldung-oegk-sorgt-mit-reduktion-fuer-unverstaendnis/

https://www.medmedia.at/relatus-pharm/14070213/

https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20200914_OTS0132/wien-bietet-gratis-grippeimpfung-ab-1-oktober-an

https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20200529_OTS0202/impfen-in-der-apotheke-apothekerinnen-und-apotheker-stehen-bereit

https://kurier.at/wissen/gesundheit/auch-in-oesterreich-impfen-in-deutschen-apotheken-bald-moeglich/400980944

https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20200526_OTS0127/pharmaindustrie-trotzt-krise-mit-standortinvestitionen-in-oesterreich

https://www.parlament.gv.at/PAKT/PR/JAHR_2020/PK0772/index.shtml

https://www.pharmig.at/mediathek/pressecorner/planungssicherheit-schafft-versorgungssicherheit/

https://www.medmedia.at/relatus-pharm/kassen-kritik-an-verlaengerung-des-pharma-preisbandes/

 

Dr. Karin Komposch
Head of Consulting
IQVIA Marktforschung GmbH
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