Pharmatrends für 2021: Das COVID-19-Erbe

Teil 1

 

Sarah Rickwood, Vice President des europäischen Thought Leaderships bei IQVIA, beleuchtet in einem aktuellen Artikel wichtige Trends und Ereignisse, die die globale Gesundheits- und Pharmaindustrie im Jahr 2021 betreffen werden.

In einem herausfordernden Jahr 2020 hat die Pharmaindustrie gezeigt, dass sie schnell auf aktuelle Ereignisse reagieren kann. Auch 2021 wird ein Jahr der Herausforderungen sein, denn die durch COVID-19 ausgelöste Krise des Gesundheitssystems und der Wirtschaft werden die Pandemie lange überdauern und auch Social Distancing und Lockdowns werden uns noch einige Zeit begleiten. Diese Krisen werden den Hintergrund sowohl für 2021 als auch für die Jahre danach bilden und die Trends, die in Sarah Rickwood’s Artikel diskutiert werden, müssen natürlich im entsprechenden Kontext betrachtet werden. Dennoch konzentriert sich der Artikel auf Chancen und positive Trends für das Gesundheitswesen und die Pharmaindustrie.

 

Neukonfiguration von Gesundheitssystemen

Die Pandemie hat weltweit Gesundheitssysteme vor große Herausforderungen gestellt. Die Angst vor einer Überlastung der Gesundheitssysteme war der Hauptgrund für die Lockdowns. Alle Länder haben Kapazitäten innerhalb der bestehenden Strukturen geschaffen und beispielsweise nicht dringende Operationen verschoben oder Behandlungen nach Möglichkeit in die häusliche Pflege verlagert. Die Grundversorgung wurde umgestaltet, Routinekonsultationen teilweise virtuell abgehalten oder auch zu einem großen Teil ausgesetzt. 

Im Jahr 2021 muss die Pharmaindustrie auch eine Rolle bei der Unterstützung der Wiederherstellung des Gesundheitssystems nach einer Pandemie spielen und spezifische Pläne gegen dieses Problem erstellen, die auf das jeweilige Land und den Therapiebereich zugeschnitten sind.

 

Nicht-COVID-19-Patienten Backlog

IQVIA Daten zeigen im Jahr 2020, dass ein erheblicher Anteil der Nicht-COVID-19-Patienten keine oder eine suboptimale Behandlung erhielten. Langfristig könnten sich die Auswirkungen einer verzögerten oder fehlenden Behandlung auf Patienten als schwerwiegendere oder fortgeschrittenere Krankheitsbilder herausstellen oder sogar frühere Todesfälle bewirken. Informationskampagnen werden nötig werden, um Patienten nach der Pandemie wieder zur Diagnose und Behandlung zu bewegen. Es wird Jahre dauern, bis dieser Backlog aufgeholt werden wird und es wird ein Jahrzehnt dauern, bis die tatsächlichen Auswirkungen ersichtlich werden. 

Für Pharmaunternehmen kann dies bedeuten, dass die Patient Journey hin zur Pharmakotherapie länger und komplexer werden, aber auch in unterschiedlichen Umgebungen stattfinden könnten. Es scheint, dass Selbstverabreichung und neuartige Dosierungsschemata von Arzneimittel in Zeiten wie diesen von Vorteil sind und es wird erwartet, dass dies in Zukunft zu einem größeren Faktor bei der Bewertung von Gesundheitstechnologien werden wird.

 

Post-Pandemie Launches

Die Zulassung neuer Produkte scheint von der Pandemie nicht beeinträchtigt worden zu sein. Die FDA hat 2019 und 2020 gleich viele Zulassungen erteilt. Der Zulassungsprozess für neue Arzneimittel der EMA scheint 2020 ebenfalls nicht betroffen gewesen zu sein. Dies ist nicht unerwartet. Die im Jahr 2020 zugelassenen Produkte haben ihre klinischen Studien vor der Pandemie abgeschlossen und ihre Zulassungsanträge vor der Pandemie eingereicht. Letztendlich ist die eigentliche Frage, ob Pandemie- und Post-Pandemie-Launches ihre klinischen und kommerziellen Potenziale erfüllen werden können. 

Die tatsächlichen Auswirkungen auf Einreichungen und Zulassungen werden erst im Jahr 2021 und darüber hinaus sichtbar werden. 2021 wird daher ein Jahr der Krise für das Post-Pandemie-Launch-Potenzial sein. Der Fokus wird darauf liegen, ob Launches im Jahr 2020 das vor der Pandemie erwartete Potenzial erreichen können und jene im Jahr 2021 angesichts der aktuellen Situation die gleichen Herausforderungen wie im Jahr 2020 haben werden.

 

Price vs. Value

Ein Schlüsselfaktor für die Innovationsleistung im Jahr 2021 wird das wirtschaftliche Umfeld und die Finanzierung des Gesundheitssystems sein. Ab 2021 werden die Gesundheitssysteme einem erheblich höheren Druck ausgesetzt sein, größere Einsparungen als je zuvor zu erzielen. Gesundheitssysteme werden Arzneimittelausgaben an anderer Stelle kontrollieren müssen und das könnte eine höhere Messlatte für den Marktzugang von Innovationen bedeuten. 

 

Digitale Patienten

Während Technologien für häusliche Gesundheitsversorgung und ein größeres digitales Engagement bereits vor der Pandemie vorhanden waren, wurde die Akzeptanz für diese Technologien durch die Pandemie erheblich beschleunigt. Es sind natürlich nicht nur selbst verabreichte Arzneimittel, die die häusliche Gesundheitsversorgung ermöglichen, digitale Technologien erlauben Diagnose, Überwachung und Patienten Engagement von zu Hause. 2021 wird das Jahr sein, in dem es zu verstehen gilt, wo sich das neue Gleichgewicht einstellen wird. 

 

Ausblick – Teil 2

Im zweiten Teil des Artikels von Sarah Rickwood wird der Fokus auf Themen liegen, die die Pharmaindustrie direkt beeinflussen werden: permanenten Änderungen im Customer Engagement, geografische Neuausrichtung nach Osten, Arzneimittel für das Zentralnervensystem als neuer Wertwachstumsbereich und das neue biologische Umfeld im Einfluss von Biosimilars.

 

Mehr Details? 

Details zur Studie zum Nachlesen finden Sie in Kürze unter folgendem Link zum Download: https://www.iqvia.com/insights/the-iqvia-institute/reports/ 

Dr. Karin Komposch
Head of Consulting
IQVIA Marktforschung GmbH
Stella-Klein-Löw-Weg 15, Haus B, 5. Stock, A-1020 Wien
E-Mail: karin.komposch@iqvia.com